Liberia
Alltag in Liberia
Wie ist das Leben in Liberia? Das kommt natürlich darauf an, wo man lebt – aber mit Sicherheit ganz anders als in Deutschland! In der Hauptstadt Monrovia geht es anders zu als in einem kleinen Dorf im Regenwald.
In der Stadt herrscht oft ein ziemliches Verkehrschaos. Es gibt oft Staus. Viele Menschen sind unterwegs. Es gibt viele kleine Läden und Stände am Straßenrand. Die Häuser sind aus Stein gebaut. Hochhäuser gibt es nicht. Es gibt Slums: Viertel, in denen die Ärmsten in Bretterverschlägen hausen. Während die meisten Einwohner Zugang zu sauberem Trinkwasser haben (86 Prozent), ist das im Slum nicht der Fall. Sanitäre Einrichtungen sind in ganz Monrovia noch Mangelware.
Auf dem Land haben nur 64 Prozent der Menschen sauberes Trinkwasser. Sie müssen es von einem Brunnen holen. Das ist jeden Tag sehr mühsam. Meistens sind es die Frauen und Mädchen, die das Wasser in Eimern heranholen. In der Regenzeit ist das Autofahren im Hinterland extrem schwierig: Die Straßen sind nicht asphaltiert und verwandeln sich dann in Schlammpisten. Die Häuser in den Dörfern sind aus Lehm gebaut und mit Stroh gedeckt.
Obwohl der Bürgerkrieg schon seit dem Jahr 2003 beendet ist, hat er noch immer Einfluss auf den Alltag. So sind noch immer viele Gebäude zerstört, auch Schulen. Kinder mussten ohne Eltern aufwachsen, weil diese im Krieg starben. Andere müssen damit fertig werden, dass sie als Kindersoldaten andere Menschen töteten.
Die Frauen von Liberia
Mädchen und Frauen sind in Liberia nach wie vor benachteiligt. So wird Mädchen häufig die Schulbildung verwehrt. Während des Bürgerkriegs und auch noch danach wurden viele Frauen vergewaltigt, also gegen ihren Willen und mit Gewalt zum Sex gezwungen.
Auf der anderen Seite sind Frauen in Liberia besonders gegenwärtig. Nicht nur dass von 2006 bis 2018 als einzige Frau in einem afrikanischen Land Ellen Johnson Sirleaf Präsidentin war. Es waren auch Frauen, die 2003 mit Protestmärschen und Sitzstreiks dafür sorgten, dass der Bürgerkrieg beendet wurde. Christliche und muslimische Frauen standen Seite an Seite und kämpften gemeinsam für den Frieden. Sie trugen bei ihren Demonstrationen immer weiße T-Shirts, die für Frieden standen.
Angeführt von Leymah Gbowee umzingelten sie das Haus, in dem Präsident Taylor mit anderen Kriegsführern über ein Kriegsende verhandelte. Sie drohten, sie nicht mehr herauszulassen, bis sie Frieden geschlossen hätten. So erreichten sie, dass der Krieg beendet wurde.
Was sind Poro und Sande?
Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges in Liberia spielten die Geheimgesellschaften Poro und Sande eine große Rolle in der Bevölkerung, insbesondere im Nordwesten und Zentrum von Liberia. Welche Rolle sie heute noch spielen, ist nicht ganz klar.
Diese Geheimbünde nutzte die einheimische Bevölkerung, um ihr Wissen und ihre Kultur weiterzugeben. Es gibt einen Häuptling, Priester und die Gemeinde. In Poro wurden nur Männer aufgenommen, Sande ist der Bund der Frauen. Zwischen Oktober und Mai, in der Trockenzeit, versammelte man sich im Urwald.
Jungen und Mädchen werden durch bestimmte Rituale in den Geheimbund und somit in die Welt der Erwachsenen aufgenommen. Man nennt das Initiation.