Libyen
Erste Bewohner in Libyen
Homo erectus lebte schon vor rund zwei Millionen Jahren in dem Gebiet des heutigen Libyen. Aus ihm entwickelte sich vor etwa 200.000 Jahren der moderne Mensch.
Felsmalereien und Steinritzungen belegen die Anwesenheit von Menschen vor etwa 12.000 Jahren. Sie zeigen auch, dass das Gebiet früher feuchter war und sogar Elefanten hier lebten. Im Jahr 2014 wurden viele Felszeichnungen von Islamisten zerstört.
Aus Jägern und Sammlern wurden schließlich ab etwa 8000 v. Chr. sesshafte Bauern.
Kulturen, die man als Libyer bezeichnet, gab es ab etwa 4000 v. Chr. Sie sind wohl die Vorfahren der heutigen Berbervölker. Die Ägypter nannten das Land westlich von ihnen Lebu. Die Griechen nannten das Gebiet und seine Bewohner dann Libyen und Libyer.
Tripolitanien, Fessan und Kyrenaika entstehen
Nordafrika wurde in der Antike von verschiedenen Eroberern eingenommen. Im 7. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Griechen die Stadt Kyrene am Mittelmeer. Die Region des östlichen Libyen erhielt daher den Namen Kyrenaika. Weiter westlich gründeten die Phönizier die Orte Sabratha, Oea und Leptis Magna. Diese drei Städte gaben der Region hier ihren Namen Tripolitanien und der späteren Hauptstadt den Namen Tripolis ("drei Städte"). Im Fessan lebten mindestens ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. die Garamanten, ein Berberstamm.
146 v. Chr. geriet Tripolitanien unter die Herrschaft der Römer, 96 v. Chr. auch die Kyrenaika. Im Jahr 429 eroberten dann die Vandalen Nordafrika und errichteten ihr Reich. Es endete selbst im Jahr 534, als Byzanz das Gebiet einnahm und zu seiner Provinz machte.
Arabische Ausbreitung und Islamisierung
Im 7. Jahrhundert drangen die Araber nach Westen vor und eroberten auch die Region des heutigen Libyen. Die Araber brachten dabei ihre Religion mit, den Islam. Die meisten Berber wurden islamisiert, andere wehrten sich in Aufständen gegen die neuen Eroberer.
Mehrere Herrscherfamilien kamen in den nächsten Jahrhunderten an die Macht. Sie beherrschten die Region des heutigen Tunesien und Tripolitanien. Den Aghlabiden (800-909) folgen die Fatimiden (909-973), diesen die Ziriden (973-1152), die Almohaden (1152-1229) und die Hafsiden (1229-1574). Die Kyrenaika, also der Osten des heutigen Libyen, stand unter ägyptischer Kontrolle.
Osmanische Herrschaft (1551-1911) und Barbareskenkriege
1509 eroberten die Spanier Tripolis, um die von dort ausgehende Piraterie zu bekämpfen. Spanien trat das Gebiet dann aber an den Johanniterorden ab. Im 16. Jahrhundert geriet das Gebiet unter osmanische Herrschaft. 1551 eroberten die Osmanen Tripolis und brachten dann nach und nach weitere Gebiete unter ihre Kontrolle.
Zwar unterstand die Region auch ab dem 17. Jahrhundert offiziell der osmanischen Herrschaft, doch Algier, Tunis und Tripolis bildeten weitgehend unabhängige Staaten. Piraten nutzten die Küste als Stützpunkt. Menschenraub und Sklavenhandel waren an der Tagesordnung. Auch US-amerikanische Handelsschiffe waren betroffen. Nur durch Tributzahlungen konnte man sich vor Angriffen schützen. 1801 bis 1805 sowie 1815 fanden darum die Barbareskenkriege statt. Die USA kämpfte gegen die Barbareskenstaaten mit den Hauptstädten Algier, Tunis und Tripolis, um eben diese Piraterie zu bekämpfen. Sie gewann die Kriege.
Libyen als italienische Kolonie (1911-1943) und UN-Treuhandgebiet (1943-1951)
Italienische Truppen drangen im September 1911 in das osmanische Libyen ein. Den darauffolgenden Krieg konnte Italien 1912 für sich entscheiden. Die Eroberung des ganzen Landes, die viele Tote forderte, dauerte aber bis 1932. 1934 erklärte Italien das Gebiet zu seiner Kolonie Italienisch-Libyen.
Im Zweiten Weltkrieg kam es auch auf dem Gebiet Libyens zu Kampfhandlungen. Italienische Soldaten kämpften mit deutscher Unterstützung gegen die Briten, mussten aber schließlich aufgeben. Libyen kam als UN-Treuhandgebiet unter die Verwaltung von Großbritannien und Frankreich. Die UN beschloss schließlich, Libyen in die Unabhängigkeit zu entlassen.