Armeniens Flagge Armenien

Völkermord an den Armeniern

Im Osten des Osmanischen Reiches lebten sehr viele Armenier. Dort befand sich ihr Hauptsiedlungsgebiet. Als dort nun die nationalistischen Jungtürken an die Macht kamen, kam es 1915 zur Vertreibung und Ermordung der Armenier. Zu dem Völkermord an den Armeniern kam es also während des Ersten Weltkriegs. Man schätzt, dass 1915 und 1916 zwischen 300.000 und mehr als 1,5 Millionen Armenier starben. Allerdings wurden auch schon im 19. Jahrhundert Armenier in Massakern getötet. Die christlichen Armenier waren den muslimischen Osmanen ein Dorn im Auge. Außerdem unterstützten einige Armenier im Krieg die Russen udn wurden als innere Feinde angesehen.

Die Türkei bestreitet, dass es sich um einen Völkermord gehandelt habe, was bis heute zur Belastung der Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien sowie anderer westlicher Staaten führt.
 

Demokratische Republik Armenien (1918-1920)

Als Folge des Ersten Weltkrieges entstanden neue Staaten. Zu ihnen gehörte auch Armenien. Es hatte sich zunächst im Februar 1918 mit Georgien und Aserbaidschan zusammmengetan, doch dieser Zusammenschluss zerfiel schnell wieder.

Am 28. Mai 1918 erklärte sich Armenien dann für unabhängig. Konflikte mit den Nachbarn bestanden weiter, insbesondere mit den Ländern, in denen mehrheitlich Armenier lebten, etwa in Bergkarabach. Der spätere Konflikt nahm hier schon seinen Anfang.

Armenische Sowjetrepublik (1920-1922)

Im November 1920 putschten sich Bolschewisten an die Macht und riefen die Armenische Sowjetrepublik aus. Russen marschierten zu ihrer Unterstützung in das Land ein. Noch blieb Armenien ein unabhängiger Staat.

Der Grenzverlauf zwischen der Türkei und Sowjetrussland wurde 1921 neu geregelt. So erhielt die Türkei ihre nordöstlichsten Provinzen zurück.

Armenische SSR (1922-1991)

Mit der Gründung der Sowjetunion im Dezember 1922 endete die Unabhängigkeit Armeniens nun endgültig. Armenien wurde eine der Unionsrepubliken, zunächst als Teil der Transkaukasischen Sowjetrepublik (mit Georgien und Aserbaidschan), ab 1936 dann als Armenische Sozialistische Sowjetrepublik (Armenische SSR).

Armenien entwickelte sich zu einem bedeutenden Industriestandort und Reiseziel innerhalb der Sowjetunion. Die Kirche wurde unterdrückt und es fand eine Russifizierung, also die Ausweitung des russischen Sprach- und Kulturgebietes, statt.

1988 kam es zu einem schweren Erdbeben, bei dem 25.000 Menschen ums Leben kamen. Im gleichen Jahr kam es in Bergkarabach, einem mehrheitlich von Armeniern bewohnten Gebiet, das aber zur Aserbaidschanischen SSR gehörte, zum bewaffneten Konflikt.

Mit dem Zerfall der Sowjetunion erklärte Armenien am 21. September 1991 erneut seine Unabhängigkeit.
 

Konflikt um Bergkarabach

Erster Präsident der neuen Republik Armenien wurde Lewon Ter-Petrosjan.

Der Konflikt um Bergkarabach bestand weiter. Bergkarabach erklärte sich am 2. September 1991 unabhängig von Aserbaidschan. Diese Abspaltung wurde international nicht anerkannt, doch faktisch war die Region unabhängig. Armenien besetzte das Gebiet. Viele Aserbaidschaner flohen.

Ter-Petrosjan blieb bis 1998 im Amt. Als er sich für einen Kompromiss in Bergkarabach einsetzte, kam es zu Protesten und er musste zurücktreten. Robert Kotscharjan folgte als Präsident. Er war gegen einen solchen Kompromiss.

Sein Mitstreiter Sersch Sargsjan wurde 2008 sein Nachfolger. Man warf ihm jedoch vor, Wahlbetrug begangen zu haben. Es kam zu den Protesten in Armenien 2008. Sie wurden gewaltsam niedergeschlagen und Sargsjan blieb im Amt. 2013 wurde Sargsjan wiedergewählt.

Das politische System Armeniens wurde 2015 umgebaut und die Macht des Präsidenten wurde kleiner, die des Parlamentes und des Ministerpräsidenten größer. 2018 folgte dann Armen Sarkissjan ins Amt des Staatspräsidenten, während Sargsjan nun Ministerpräsident werden sollte. Er wollte also an der Macht festhalten.

Samtene Revolution

2017 nannte sich Bergkarabach in Republik Arzach um. So wollte man den Bezug zu Armenien auch im Namen verdeutlichen. Arzach waren historische Namen von einer Provinz und einem Königreich in der Region.

2018 kam es zur Samtenen Revolution in Armenien. Die Proteste in Armenien richteten sich gegen Sargsjan und seine Wiederwahl sowie gegen seine Partei. Man warf ihnen Korruption vor. Tausende von Menschen gingen auf die Straße. Der gewaltfreie Protest schloss auch Streiks und Blockaden ein. Sargsjan trat schließlich nach nur wenigen Tagen von seinem Amt zurück.

Neuwahlen brachten den Revolutionsführer Nikol Paschinjan in das Amt des Ministerpräsidenten. Seine Partei "Zivilvertrag" stellt seitdem die Regierung. Seit 2017 nannte sich Bergkarabach Republik Arzach.

Im Krieg um Bergkarabach errang Aserbaidschan 2020 einen ersten Sieg. Ein Waffenstillstand wurde vereinbart. Doch im Mai 2021 drang Aserbaidschan wieder vor und es kam zu einem Grenzkonflikt. Schließlich kam es zu einer neunmonatigen Blockade der gesamten Region.

2022 wurde Wahagn Chatschaturjan Präsident, nachdem Sarkissjan überraschend zurückgetreten war. Er beklagte die eingeschränkte Macht des Präsidenten, der dadurch nur wenig bewegen könne.

2023 eroberte Aserbaidschan Bergkarabach schließlich vollständig zurück. Etwa 120.000 Armenier mussten fliehen. Die Republik Arzach wurde aufgelöst.

letzte Aktualisierung am 10.03.2024