Indonesien
Kinderarmut im Urlaubsparadies Bali
SOS-Kinderdorf
Die Organisation SOS-Kinderdörfer zählt zu den sogenannten NGOs. Das ist Englisch und bedeutet übersetzt "Nicht-Regierungs-Organisation". Sie sind weltweit in vielen Ländern aktiv um bedürftigen Kindern und Familien zu helfen. SOS steht für "Societas Socialis". Man könnte das zu "soziale Gemeinschaft" übersetzen. Im Namen ist somit schon das Konzept der Organisation beschrieben, denn sie bauen tatsächlich Dörfer, in denen Familien, vor allem Kinder, betreut und versorgt werden. Daneben errichten und unterstützt die Organisation Vereine wie Kindergärten, Schulen, Medizinische Zentren oder Jugendeinrichtungen. Gegründet wurde die Organisation 1949 von dem Österreicher Hermann Gmeiner. Für ihn spielte damals nicht nur das Helfen durch Geld und Nahrung für Kinder und Familien eine Rolle, sondern auch das Schaffen eines familiären Umfelds.
Die Problematik
Viele asiatische Länder, darunter auch Indonesien, nehmen durch Tourismus viel Geld ein. Oft ist das noch gar nicht so lange der Fall und wurde erst durch Globalisierung sowohl wie die Verbesserung der Infrastruktur in einem Land möglich. Einst arme Länder haben so eine Einnahmequelle. Die indonesische Insel Bali wurde zum Beispiel durch den Tourismus zu einer der reichsten Regionen im Land. Doch die Armut, die vor dem Tourismus da war, gibt es bis heute. Leider profitieren lange nicht alle Einheimischen vom Tourismus. Viele Balinesen arbeiten zum Beispiel in der Landwirtschaft. Um Landwirtschaft betreiben zu können braucht man natürlich erstmal Land, sonst kann man ja nichts anbauen oder bepflanzen. Auf vielen ehemaligen Feldern der Einheimischen sind aber inzwischen Hotels oder Ferienwohnungen entstanden. Dadurch wurden viele Bauern und Bäuerinnen arbeitslos. Tatsächlich leben sogar etwa 60 von 100 Menschen in diesem Wirtschaftszweig auf Bali unterhalb der Armutsgrenze. Land zu kaufen ist fast unmöglich - wie soll auch ein einfacher Bauer so viel Geld aufbringen können, wie der Besitzer einer Hotelkette?
Viele Menschen leben also in Armut, manche sogar noch mehr als früher. Aus dieser Armut resultieren vor allem für Kinder schwere Folgen. Sie müssen ihre Eltern unterstützen und können nicht zur Schule gehen. So entstehen wichtige Bildungslücken und die Chancen auf eine gute Zukunft dieser Kinder gehen verloren. Eine weitere Folge ist, dass über Krankheiten wie Aids nicht aufgeklärt wird. So kommt es, dass sich diese Krankheit verbreitet hat. Die Hauptstadt Balis, Denpasar, hat die größte Infektionsrate in der Region mit dem Hi-Virus zu verzeichnen. Die Krankheit hat auch zu vielen Waisen geführt, die ebenfalls Unterstützung brauchen. All diese Probleme werden oft von der generellen Verbesserung der indonesischen Wirtschaft überschattet. Es muss jedoch verhindert werden, dass die Menschen und ihre Probleme vergessen werden.
Was tut SOS-Kinderdorf, um zu helfen?
SOS-Kinderdorf ist schon seit den 1970er Jahren in Indonesien aktiv. Wie viele asiatische Länder hat auch Indonesien in den letzten Jahren viele Veränderungen durchlaufen. Zum Teil wurden ehemalige Probleme gelöst, doch neue sind ebenfalls entstanden. Die Hilfsorganisation passt sich den neuen Gegebenheiten an, um weiterhin möglichst vielen Kindern zu einem besseren Leben zu verhelfen. Durch die Arbeitslosigkeit vor allem der Menschen, die in der Landwirtschaft nach Berufen suchen, können viele Eltern nicht mehr ausreichend für ihre Kinder sorgen.
In solchen Fällen versucht SOS-Kinderdorf die Eltern zu unterstützen. Dazu bieten sie Gesundheitsberatung, Gemeinschaftshilfe und auch psychologischen Beistand. Man versucht auch das Bewusstsein der Familien für Kinderrechte zu stärken. Damit die Eltern arbeiten können, bietet SOS-Kinderdorf zum Beispiel Tagesstätten, in denen die Kinder versorgt und beschäftigt werden, dennoch aber in der Familie bleiben können.
Das SOS-Kinderdorf auf Bali
Für manche Eltern ist es dennoch nicht möglich, ihre Kinder zu versorgen. Teilweise sind hier Krankheit oder eigene psychische Probleme der Auslöser, der letztlich zur Erziehungsunfähigkeit führt. Für diese Kinder ist dann die Unterbringung im balinesischen SOS-Kinderdorf vorgesehen. Dort können sie in den Kindergarten und die Schule gehen. Dabei sind sie in eine Gemeinde integriert und wohnen zusammen mit anderen Kindern (meistens etwa 6 pro Wohngemeinde) und einer Bezugsperson zusammen. So will SOS-Kinderdorf sicherstellen, dass das Familienleben den Kindern erhalten bleibt.
In dem Kinderdorf auf Bali gibt es außerdem einen Spielplatz, einen Sportplatz und einen Garten. Die Kinder können zusammen mit den Erwachsenen sogar Früchte im SOS-Kindergarten pflücken oder den Fisch aus dem Teich des Geländes fangen und essen. Neben diesen Angeboten achten die Leiter des SOS-Kinderdorfes darauf, die kulturellen Traditionen vor Ort zu pflegen. So behalten die Kinder den Bezug zu ihrer Heimat und lernen auch die Probleme vor Ort besser zu verstehen.
Was, wenn man kein Kind mehr ist?
Ab einem gewissen Alter verlassen die Kinder aus den SOS-Kinderdörfern die SOS-Familie und das Dorf. Sie sind dann nämlich keine Kinder mehr. Das heißt aber nicht, dass die Organisation sie nicht weiter unterstützt. Es gibt Ausbildungs- und Studiumsangebote in Denpasar, der Hauptstadt der Inseln. Dort können sie in Wohngemeinschaften ziehen, die ebenfalls durch SOS-Kinderdorf geleitet und finanziert werden. So wird den Kindern trotz der Probleme auf Bali eine Zukunft ermöglicht.