Japan
Kindergärten und Aufnahmeprüfungen
Es ist keine Pflicht für japanische Kinder, in einen Kindergarten zu gehen. Doch 90 von 100 japanischen Kindern besuchen so einen Kindergarten, in dem sie schon die japanische Schrift erlernen. Mit sechs Jahren gehen japanische Kinder genauso wie deutsche in die Grundschule. Das Schuljahr beginnt allerdings nicht wie bei uns Herbst, sondern schon am 1. April. Eine Schule zu besuchen, ist wie bei uns Pflicht. In Japan gibt es Aufnahmeprüfungen für Grundschulen: Schon Fünfjährige müssen sich Tests unterziehen, an Gesprächen teilnehmen, vorturnen und basteln. Das gilt nicht für jede Grundschule, aber in Japan wird zwischen den Schulen unterschieden. Wer an eine "gute Schule" will, muss nachweisen, wie geeignet er ist. So können viele japanische Kinder schon mit fünf Jahren lesen und schreiben, das ist keine Ausnahme, sondern schon fast die Regel.
Grundschule in Japan
In einer Grundschulklasse lernen etwa 30 bis 40 Kinder. Neben Japanisch und den mathematischen Fächern, Musik, Kunst und Sport lernen viele Kinder mittlerweile schon an der Grundschule Englisch. Das ist wie bei uns, hier wird die erste Fremdsprache ja mittlerweile auch schon an den meisten Grundschulen gelernt. Viele Kinder arbeiten in Japan im Grundschulalter mit dem Computer. Sehr viel Wert wird in Japan auf die Kunst des Schreibens gelegt. So lernen die Kinder die traditionellen Schriftzeichen, die eigentlich aus dem Chinesischen stammen. Die meisten Kinder besuchen öffentliche Schulen. Privatschulen gibt es nur wenige, doch die Zahl steigt. An den meisten Schulen müssen die Kinder in Japan Schuluniformen tragen.
Japanische Mittel- und Oberschulen
Auf die Grundschule folgt die Mittelschule, die drei Jahre dauert. Wer die Mittelschule nach insgesamt neun Jahre Schule verlässt, muss nicht weiter in die Schule gehen. Die Schulpflicht endet mit 15 Jahren. Doch gehen die meisten japanischen Kinder weiter zur Schule weiter. 97 von 100 Kindern besuchen eine Oberschule, die ebenfalls noch einmal drei Jahre dauert.
Um eine solche Schule besuchen zu dürfen, müssen die Kinder allerdings eine Aufnahmeprüfung machen. 25 von 100 Kindern gehen dann auf eine Privatschule. Nach Abschluss der Oberschule besuchen 50 von 100 Japanern eine Universität. Wer an einer sehr angesehenen Universität studieren will, muss eine Aufnahmeprüfung machen. Diese kann auch wieder ganz schön schwer sein.
Japanische Paukschulen
Nach sechs Jahren kommen die Kinder in die "Paukschule". Vielleicht meinst du, dass deine Schule auch eine Paukschule ist? Dann kennst du allerdings noch keine japanische Paukschule. Diese heißt Juku und ist für japanische Kinder sehr wichtig. "Paukschulen" sind immer privat und dienen als Ergänzung für die öffentlichen Schulen. Das ist ähnlich wie in Südkorea, hier gehen die meisten koreanischen Kinder nach der "normalen" Schule immer noch in Nachhilfeinstitute.
Nun ist an Nachhilfe nichts auszusetzen, doch wenn dieser Zusatz normal wird, dann stimmt etwas nicht. So gehen schon in der Grundschule 33 von 100 Kindern in eine solche Schule, die den normalen Unterricht ergänzt. Und die anderen? Die haben Pech und bekommen eben keinen Zusatzunterricht. Der kostet nämlich Geld und deshalb können sich viele Familien das gar nicht leisten. Und die Kinder, die in die Paukschule gehen, haben auch kein leichtes Leben, für Freizeit bleibt da wenig Zeit übrig. So gewöhnen sie sich schon einmal an das Arbeitsleben ihrer Eltern mit einem Arbeitstag von 15 Stunden und fast keiner Freizeit.
Bildung beginnt schon früh
In Japan können manchmal zweijährige Kinder schon Klavier spielen. Doch selbstständiges Handeln bleibt bei den Jüngsten auf der Strecke. Oft sind die Mütter hier die treibenden Kräfte. Da steckt meist kein böser Wille dahinter, die meisten wollen nur "das Beste" für ihr Kind.
Doch wenn die japanischen Kinder vielleicht schon Klavier und Geige spielen, können sie ihre Schuhe nicht selbstständig binden, dafür sorgt dann die Mama. Manche Mütter lesen ihren Kindern schon während der Schwangerschaft Vokabeln vor oder lassen sie klassische Musik hören, in der Hoffnung, dass sie all dies schon im Mutterleib lernen.
Lernvideos gibt es übrigens schon für Kleinkinder und sogar schon Drei- bis Fünfjährige können eine eigens für sie geschriebene Zeitschrift lesen. Ja, richtig, sie können sie schon selbst lesen.
So kann ein Schulalltag in Japan aussehen
Stell dir vor, dein Wecker klingelt und du schaust auf die Uhr und es ist erst 5 Uhr am Morgen. Ins Bett bist du um 24 Uhr gegangen, weil du bis zu diesem Zeitpunkt gelernt hast. Das sind fünf Stunden Schlaf. In Japan ist das für so manche Schülerin und manchen Schüler der Alltag. Und das jeden Tag. Viele Schüler machen nach der Schule schnell ihre Hausaufgaben, um im Anschluss in die Paukschule zu gehen und dort weiter zu lernen. Diese Schule schließt dann gegen 22 Uhr. Auch danach wird oft noch gelernt.
Ist so ein Schulleben erstrebenswert für Kinder? Du musst kein Wissenschaftler sein, um diese Frage mit einem klaren "Nein" beantworten zu können. Doch der Druck auf die Kinder, einen guten Schulabschluss zu machen, wird immer höher. In Japan zeigt sich mittlerweile, dass viele Kinder diesem Tempo nicht folgen können. Viele werden krank und können am Ende gar nicht mehr in die Schule gehen.