Syrien
Präsident Hafiz al-Assad
Präsident Nureddin Mustafa al-Atassi wurde 1970 von seinem ehemaligen Verteidigungsminister Hafiz al-Assad gestürzt. Dieser wurde 1971 mit fast 100 Prozent Zustimmung zum Staatspräsidenten gewählt.
1972 kam es zu einer Zusammenfassung aller Parteien in einer Einheitsfront, die allerdings zu großen Teilen aus der herrschenden Baath-Partei bestand. Im März 1972 wurde eine neue Verfassung verabschiedet, in der sich Syrien als volksdemokratisch-sozialistischer Staat betrachtete. Assad konnte nicht vermeiden, dass die Scharia zu einer wichtigen Grundlage innerhalb der Gesetze wurde.
Seine Pläne, die Religion ganz aus den Staatsgeschäften herauszuhalten, mussten scheitern. Assad gehörte der Volksgruppe der Alawiten an, die zu einer schiitischen Minderheit zählt und von der Mehrheit der sunnitischen Bevölkerung sehr kritisch gesehen wurde. So ängstigte man sich davor, dass am Ende noch ein Christ Präsident werden könnte. So stand in der Verfassung, dass der syrische Präsident Muslim sein müsse.
Eine weitere Niederlage steckte Syrien im Jom-Kippur-Krieg gegen Israel von 1973 ein. 1976 mischte sich Syrien in den Bürgerkrieg im Libanon ein (vergleiche Geschichte des Libanon). Syrische Truppen blieben im Libanon.
Assad blieb Staatschef und wurde mehrfach wiedergewählt. In den 1990er Jahren zeigte er sich bereit, mit Israel Friedensverhandlungen zu beginnen. Dabei bestand aber die Forderung, die von Israel besetzten Golanhöhen wieder zurück zu geben. Daran scheiterten die Verhandlungen allerdings wiederholt, weil Israel dazu nicht bereit war.
Präsident Baschar al-Assad
Nach dem Tode von Hafiz al-Assad übernahm im Juli 2000 sein Sohn Baschar al-Assad die Macht in Syrien. Die Beziehungen zum Westen waren nicht gut, vor allem weil Syrien in den Vereinigten Staaten einen Unterstützer von Israel sah. Die Beziehungen zur Türkei und auch zum Iran waren dagegen sehr gut. 2008 erkannte Syrien die Unabhängigkeit des Libanon an.
Viele glaubten, dass durch den Regierungswechsel auch Reformen im Land durchgesetzt und eine Öffnung stattfinden würde. Doch der neue Präsident enttäuschte diese Hoffnungen vieler Syrer. Wer Kritik übte, sich gegen das Regime stellte oder gar den Präsidenten angriff, hatte mit schwerwiegenden Konsequenzen und Strafen zu rechnen.
So kam es letztlich auch, dass der Protest des "Arabischen Frühlings" auch auf Syrien übergriff. Viele Jahre waren die Menschen - aus unterschiedlichen Gründen - mit ihrer Regierung unzufrieden. Die ersten Demonstrationen fanden im Frühjahr 2011 statt. Die Regierung beantwortete die Proteste mit Gewalt. So begann der Bürgerkrieg in Syrien, der vielen Menschen das Leben kosten sollte und dessen Ende immer noch nicht absehbar ist.
Der Bürgerkrieg in Syrien
Viele Syrer gingen gegen die Korruption und die soziale Ungleichheit im Land auf die Straße. Die Sicherheitskräfte des Präsidenten gingen hart gegen jede Opposition vor. Er ließ Leute ins Gefängnis stecken und behandelte sie sehr schlecht.
Zugleich bevorzugte der Präsident die Alawiten, denn er selbst war auch Alawit. Andere religiöse Gruppen wurden benachteiligt, bekamen schlechtere Arbeitsplätze und verdienten weniger Geld. So fingen die Menschen an, sich zu wehren. Vor allem die jungen Leute hatten Hoffnung, dass sich in Zukunft etwas für sie ändern würde.
Freiheit und Menschenwürde
Zunächst wurden "nur" Freiheit und Menschenwürde von der syrischen Protestbewegung eingefordert. Doch diese Forderungen breiteten sich aus, in vielen Städten gingen die Menschen auf die Straßen und die Protestler taten sich in verschiedenen Gruppen zusammen.
So entstand im November 2012 die "Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte". Viele Staaten haben diese Bewegung als Vertretung der Syrer anerkannt, was allerdings wenige Jahre später in Vergessenheit geriet.
Schon im Juli 2011 hatte sich die sogenannte "Freie syrische Armee" gegründet, die eigentlich die Zivilbevölkerung vor den Truppen Assads schützen wollte. So kämpfte der Präsident gegen sehr viele unterschiedliche oppositionelle Gruppen, die alle ihre eigenen Interessen verfolgen. Und auch die Rebellen nahmen keine Rücksicht auf die zivile Bevölkerung. Schon 2012 kam es zum Vorschlag eines Friedensplans, doch alle Bemühungen scheiterten.
Was hat der "Islamische Staat" mit Syrien zu tun?
Gleichzeitig nutzte die Terrorgruppe des sogenannten "Islamischen Staats" (IS) die Lage und mischte sich ein. Schon im zweiten Jahr des Bürgerkriegs breitete er sich immer weiter aus. Während sich Assad und die Rebellengruppen um die Macht in Syrien stritten, plante der IS die Errichtung eines eigenen Kalifats, also eines eigenen Staates, der sich erst einmal über Syrien und den Irak und dann irgendwann weiter ausbreiten sollte. Seinen Ursprung hat der Islamische Staat im Irak.
Wie ging und geht es weiter in Syrien?
Die Situation in Syrien änderte sich schnell. Im Juli 2017 haben die USA und Russland eine Waffenruhe ausgehandelt und es bestand ein kleiner Funke Hoffnung, dass sich die Situation in Syrien beruhigen könnte. Zumindest gab es einen ersten kleinen Schritt. Doch viele Beobachter blieben vorsichtig, zu schnell konnten sich vor allem die Großmächte wieder zerstreiten.
Auch 2020 gab es noch kein Ende des Konflikts, wobei sich Kampfhandlungen zwischen der Regierung von al-Assad, noch vorhandenen Widerstandsgruppen und auch Islamisten vor allem auf eine Region im Nordwesten beschränken, die Gegend um die syrische Stadt Idlib. Assad konnte seine Macht wieder stärken. 2022 gab es eine schlimme Hungerkrise in Syrien. Baschar al-Assad hatte viele Gebiete zurückerobert, die während des Krieges an unterschiedliche Gruppen gingen. Aber es wurde weiter gekämpft. Anfang Februar 2023 gab es ein schlimmes Erdbeben in der Türkei und in Syrien. In beiden Ländern kam es zu schlimmen Zerstörungen durch das Erbeben. So folgte auf den schlimmen Krieg auch noch eine Naturkatastrophe.
Der Sturz al-Assads und die Zukunft in Syrien
Im Dezember 2024 kam es - für viele sehr überraschend - zum Sturz des syrischen Diktators al-Assad und damit wurde die Assad-Herrschaft beendet. Eine Gruppe von Islamisten namens Hajat Tahrir al-Scham - abgekürzt HTS - brachten zunächst verschiedene Städte und schließlich auch die Hauptstadt Damaskus unter ihre Kontrolle. Der syrische Präsident fand Zuflucht in Russland bei Präsident Putin.
Die Rebellengruppe ist nicht unumstritten, denn auch sie hatte Verbindungen zu Terrorgruppen und hat sich auch selbst als Terrorgruppe verstanden. Der Anführer der Gruppe heißt Muhammad al-Dscholani. Dieser zeigt sich tolerant und verspricht, die vielen unterschiedlichen Gruppen in Syrien zu einen. Diesen Namen plant er auch abzulegen, genauso wie seine Vergangenheit. Gleichzeitig beabsichtigt er, keine Rache an den Vertretern der abgesetzten Regierung auszuüben. Und er will die Rechter der Minderheiten und vor allem auch die Rechte der Frauen achten.
Viele Syrer freuen sich über diesen Wandel. Gleichzeitig sind auch viele misstrauisch, wie es nun konkret weitergehen soll. Wird das Land eine stabile Regierung erhalten? Wird es nicht doch wieder Kämpfe zwischen verschiedenen Gruppen geben, die unterschiedliche Interessen haben. Wird das Land demokratisch werden? All dies sind Fragen, die sich viele Menschen stellen, Menschen, die in Syrien leben, aber auch die vielen, die vor dem Krieg und vor al-Assad ins Ausland geflohen sind.