Taiwan
Frühe Geschichte von Taiwan
Erste Menschen lebten wohl schon vor etwa 20.000 Jahren auf der Insel Taiwan. Vom 5. bis 3. Jahrtausend v. Chr. wurde die Insel dann von Menschen besiedelt, die vom südostasiatischen Festland kamen, aus dem heutigen Süden von China und aus Vietnam. Sie gehören zu den Austronesiern und sind die Vorfahren der indigenen Völker Taiwans. Sie bauten Feldfrüchte an, jagten und fischten.
Diese Volksgruppen, wie zum Beispiel die Amis, lebten in Stammesgesellschaften. Das heißt, sie waren in Stämmen organisiert. Bei den Paiwan zum Beispiel gab es einen Häuptling als Anführer, der mit seiner Familie an der Spitze der Gesellschaft stand. Schamanen, Adlige und Krieger folgten im Rang. Sie verehrten Geistwesen, denen sie in Zeremonien huldigten.
Bei einigen Volksgruppen wie den Atayal oder den Truku waren Tätowierungen im Gesicht üblich. Vor allem bei den Bergvölkern war Kopfjagd üblich.
Niederländer auf Taiwan
Die ersten Europäer auf Taiwan waren die Portugiesen. Portugiesische Seefahrer kamen 1517 hierher und nannte die Insel Ilha Formosa: Schöne Insel. Aber sie blieben nicht hier.
Anders die Niederländer: Mehr als 100 Jahre später kamen sie 1624 nach Formosa, um hier einen Stützpunkt einer Handelskompanie zu errichten. Vor allem Gewürze waren damals ein wertvolles Handelsgut. Eigentlich wollten sie sich auf den Penghu-Inseln niederlassen, doch von dort wurden sie von der Ming-Dynastie vertrieben.
Die Niederländer ließen sich im Süden der Insel an einer Meeresbucht namens Tainan nieder. Später wurde die ganze Insel so genannt und daraus wurde dann Taiwan. Die Niederländer erbauten zu ihrem Schutz eine Festung, das Fort Zeelandia. Bis 1662 blieben sie und machten die Insel in dieser Zeit zu ihrer Kolonie Niederländisch-Formosa.
1626 besetzen Spanier den Norden, wurden aber schon 1642 wieder von den Niederländern vertrieben.
In dieser Zeit wanderten auch Han vom chinesischen Festland ein und ließen sich auf Formosa nieder. Obwohl die Niederländer insgesamt nicht lange da waren, veränderte ihre Anwesenheit viel. Die indigenen Völker, die im Westen der Insel lebten, wurden nämlich in die Berge gedrängt. Außerdem wurden viele missioniert und zum Christentum bekehrt.
Koxinga
1661 kam Zheng Chenggong nach Taiwan. Der Armeeführer unterstützte die Ming-Dynastie auf dem chinesischen Festland. Die Ming mussten sich aber der Qing-Dynastie geschlagen geben. So floh auch Chengdong und kam mit vielen seiner Soldaten nach Taiwan. Sie belagerten das Fort und schließlich zogen die Niederländer ab.
Chengdong gründete im Südwesten der Insel das Königreich Tungning. Er selbst nannte sich Koxinga. Er starb aber schon 1662 und sein Sohn übernahm die Herrschaft. Als er ohne Nachkommen starb, eroberten die Qing 1683 vom Festland aus die Insel. Ab da gehörte Taiwan also zu China.
Herrschaft der Qing-Dynastie (1683-1895)
Immer mehr Han-Chinesen zogen nach Taiwan. Die indigenen Völker, die noch im Tiefland des Westens lebten, unterstanden immer mehr ihrem Einfluss. Ihre Kinder mussten Chinesisch lernen.
Ab 1758 wurden sie außerdem gezwungen, chinesische Kleidung zu tragen und chinesische Namen anzunehmen. Der Buddhismus und der Konfuzianismus wurden eingeführt. Es fand also eine Sinisierung statt – die Gesellschaft wurde chinesisch.
Japanische Herrschaft in Taiwan (1895-1945)
Im Ersten-Japanischen Krieg besiegte Japan China im Jahr 1895. Als Folge musste China Taiwan an Japan abtreten. Taiwan wurde zur japanischen Kolonie. Die Japaner unterwarfen nun auch die Bergstämme. Sie verboten die Kopfjagd und den Schamanismus.
Weil es immer wieder zu Aufständen durch die taiwanische Bevölkerung kam, wurden die indigenen Völker schließlich in ein ihnen zugewiesenes Gebiet gedrängt, das sie nicht verlassen durften.
1912 wurde nach dem Ende des Kaiserreichs in China die Republik ausgerufen. Sie umfasste also damals das ganze Festland.
1927 begann der Chinesische Bürgerkrieg: Die Parteien der Kommunisten und der Kuomintang kämpften um die Herrschaft in China. Nachdem Japan im Zweiten Weltkrieg aufgegeben hatte (kapituliert), wurde Taiwan an die Republik China übergeben.
Republik China auf Taiwan (seit 1949)
Die Kommunisten vertrieben die Kuomintang 1949 schließlich vom chinesischen Festland. China wurde unter Mao Zedong zur kommunistischen Volksrepublik.
Die Kuomintang zogen sich nach Taiwan zurück. Dieses Gebiet wurde nun zum alleinigen Herrschaftsgebiet der Republik China.
Der Anführer der Kuomintang, Chiang Kai-shek, regierte die Republik China. Von 1950 bis zu seinem Tod 1975 war er Präsident von Taiwan.
Taiwan wurde von ihm und seinen Nachfolgern autoritär regiert. Die Kuomintang regierten in einer Einparteienherrschaft. Es waren also keine anderen Parteien zu den Wahlen zugelassen.
Demokratisierung in Taiwan
In den 1980er Jahren setzte unter Chiang Kai-sheks Sohn als Präsident eine Demokratisierung ein. Lee-Teng-hui, Präsident von 1988 bis 2000, setzte diese fort. 1992 gab es erstmals freie Wahlen. Andere Parteien waren nun zugelassen, darunter die DDP, die zum wichtigsten Gegenspieler der Kuomintang wurde. Der Präsident wird seit 1996 direkt gewählt. Von 2000 bis 2008 und von 2016 bis heute regiert die DPP, die Demokratische Fortschrittspartei.
Heute ist Taiwan einer der demokratischsten Staaten in Asien. Mehr dazu und zum Taiwan-Konflikt erfährst du unter Politik in Taiwan.
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