Vietnam
Schule ist nicht für alle
In Vietnam gehen trotz Schulpflicht nicht alle Kinder zur Schule. Vor allem die Kinder, deren Eltern arm sind, besuchen keine Schule. Es werden zwar fast alle Kinder eingeschult, doch nur 66 von 100 gehen auch die ersten fünf Jahre zur Schule. Die meisten verlassen die Schule wieder, weil sie einfach das Schuldgeld oder auch das Geld für die Schulmaterialien nicht zahlen können. Viele Kinder müssen auch arbeiten, um einen Teil zum Lebensunterhalt beizutragen. Jedes zehnte der Fünf- bis 17-jährigen Kinder muss arbeiten, teilweise sogar mehr als 42 Stunden in der Woche. Besonders auf dem Land ist es üblich, dass die Kinder mithelfen.
Leistungsdruck ist ganz normal
Auf der anderen Seite gibt es auch Kinder, die zwar zur Schule gehen können, aber genauso überarbeitet sind wie die Kinder aus ärmeren Familien. Viele Vietnamesen leben nach der konfuzianischen Tradition, dass jeder durch Lernen vorankommen könne. Manche vietnamesische Kinder müssen bis zum Mittag in die Schule, erhalten im Anschluss Klavierunterricht oder Nachhilfe und müssen noch Hausaufgaben machen. Für reiche Familien ist es selbstverständlich, dass die Kinder das Beste aus ihrer Bildung machen. Aber auch Kinder aus armen Familien stehen unter großen Druck, denn oftmals arbeiten ihre Eltern sehr hart, damit sie ihre Kinder zu Schule schicken können und erwarten entsprechend, dass dieser Aufwand durch gute Noten gewürdigt wird.
Lehrer, die Spickzettel schreiben?
In Vietnam stehen nicht nur viele Schüler unter Druck - sondern auch die Lehrer! In Vietnam ist es ganz normal, dass die Schüler ihr Abitur machen. Von 100 Kindern schaffen es an vielen Schulen gerade mal acht nicht. Fällt ein Kind durch, wird oft dem Lehrer die Schuld daran gegeben. Viele messen das Talent der Lehrer daran, wie viele Schüler er erfolgreich durch die Prüfungen bringt. Deshalb gab es immer wieder Fälle, in denen die Lehrer den Schülern bei Spickzetteln geholfen haben, damit es auch ja alle schaffen.