Deutschland - Hessen
Geographischer Mittelpunkt Deutschlands
Um den Mittelpunkt eines Landes festzulegen, gibt es keine exakte wissenschaftliche Methode. Es handelt sich also eher um eine ungefähre Angabe und einen kleinen Spaß. Es gibt Leute, die reisen dann dorthin, um den Mittelpunkt anzugucken, der zu einer touristischen Attraktion werden kann. Es gibt dazu unterschiedliche Berechnungsmethoden, die auch zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. So findest du in Deutschland gleich mal mehrere Mittelpunkte. Mittels der Schnittpunktermittlung (eine der Methoden) liegt der Mittelpunkt bei Besse in der Nähe von Kassel. Andere Schnittpunkte findest du in Niederorla in Thüringen oder auch in Krebeck in Niedersachsen.
Kassel: Steckbrief & Überblick
Wo liegt eigentlich Kassel?
Kassel liegt im Nordwesten des geografischen Mittelpunkts von Deutschland, und zwar nur 70 Kilometer davon entfernt. Kassel ist die drittgrößte Stadt in Hessen. Hier leben nach dem Stand von Ende 2020 201.048 Menschen, also etwas über 200.000, wenn du dir das merken möchtest. Es handelt sich auch um die einzige Großstadt in Nordhessen. Großstädte haben immer eine Einwohnerzahl über 100.000. Auf der Karte siehst du die genaue Lage der Stadt.
Die Grenzen zu Niedersachsen und Thüringen sind von Kassel aus nicht weit. Die Stadt liegt im so genannten Kasseler Becken. Dieses gehört wieder zur Westhessischen Senke. Kassel ist von fünf Mittelgebirgen - zwei im Norden, zwei im Süden und eines in West-Ost-Richtung - umgeben. Deshalb ist ganz Kassel von Bergen umfasst und liegt wie in einem Kessel. Durch Kassel fließen die Fulda und deren Nebenflüsse.
Einteilung und Klima
In Kassel gibt es 23 Ortsbezirke, die du gut auf der nebenstehenden Karte erkennen kannst.
Klima in Kassel
Das Klima in Kassel ist recht mild. Jedenfalls milder als in den Bergen, die Kassel umgeben. Diese schützen die Stadt vor heftigen Wettereinbrüchen. Aufgrund der Kessellage wird es in der Stadt auch um einige Grad wärmer als in der Umgebung. Das gilt vor allem für den Sommer. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 9,1 Grad Celsius, das ist wie immer eben eine Durchschnittstemperatur.
Typisch Kassel?!
Was ist der Unterschied zwischen Kasselern, Kasselanern und Kasseländern?
Die Kasseler sind die Leute, die irgendwann von anderswoher nach Kassel gezogen sind. Kasselander wurden dort geboren und Kasseländer, ja das sind die, deren Eltern schon dort geboren wurden.
Ab nach Kassel!
Das ist eine Redensart. Wir verwenden es, wenn wir jemanden wegschicken wollen. Dann sagt man manchmal "Ab nach Kassel!". Doch woher kommt diese überhaupt? Und was ist an Kassel so schlimm, dass man jemanden dorthin schicken will? Bismarck und Moltke haben Napoleon III im Krieg 1870/71 gefangen genommen. Und sie schickten ihn wohin? Richtig! Nach Kassel und zwar ganz genau nach Kassel Wilhelmshöhe aufs Schloss. Davon gibt es ein Bild, das belegen soll, dass dieser Ausspruch aus dieser Zeit stammt. Vorher gab es zumindest keine Quellen, die den Spruch belegen.
Was ist Ahle Wurscht?
Klingt auf das erste Hinhören nicht wirklich lecker, doch was soll das sein? Diese Wurst braucht eine gewisse Zeit zum Reifen, deshalb "alhle", was "alt" bedeutet - ist luftgetrocknet, typisch und als Mitbringsel aus Kassel äußerst beliebt. Sie wird traditionell in Nordhessen in Hausschlachtung produziert. Ein bisschen sieht diese Wurst aus wie eine italienische Salami.
Bergpark Wilhelmshöhe
Etwas außerhalb von Kassel liegt der bekannte Bergpark Wilhelmshöhe, der auch gleich mal der größte Bergpark in ganz Europa ist. Sehenswert sind hier die Kasseler Wasserspiele, die es schon seit dem Jahr 1714 gibt. Für dieses tolle Wasserspiel werden übrigens keine Pumpen nötig, denn das Becken - hier befindet sich auch die berühmte Herkules-Statue - befüllt sich ganz natürlich mit Wasser und fließt aufgrund des Gefälles durch die einzelnen Stationen. Am Ende schießt es 50 Meter vor dem Schloss Wilhelmshöhe Richtung Himmel. Ein beeindruckendes Spektakel. Der Bergpark ist übrigens auch UNESCO-Weltkulturerbe.
Wer den Park aufsucht, findet hier die Schlossanlage mitten im Park gelegen. Erbaut hat dieses Landgraf Wilhelm IX (der hießt ab 1803 dann Kurfürst Wilhelm I) gegen Ende des 18. Jahrhunderts. 1798 war es fertigestellt. Dieses Schloss wurde allerdings im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wieder aufgebaut. Heute befindet sich ein Museum im Schloss.
Im Bergpark liegt eine künstliche Burgruine, die Landgraf Wilhelm IX ebenfalls errichten ließ. Die Löwenburg lässt sich besichtigen und auch wenn nicht alles original sein sollte, vermittelt der Besuch einen ersten Einblick in das landgräfliche Leben der Zeit.
Übrigens sind zwei Drittel der Fläche in Kassel grün, du findest hier also eine ganze Menge Parks. Auf jeden Fall sehenswert ist die Karlsaue.
documenta
Alle vier bis fünf Jahre findet diese internationale Kunstausstellung in Kassel statt. Zum ersten Mal im Jahr 1955. Ein Professor namens Arnold Bodde hat hier den Anstoß gegeben. Ort der Aussstellung ist im Museum Fridericianum. Doch auch an anderen Orten finden sich weitere Ausstellungen.
Was lohnt sich Kassel noch anzuschauen?
Einen Abstecher lohnt auch die Kasseler Markthalle, die schon um 7:00 Uhr am Morgen ihre Pforten öffnet. Hier lassen sich leckere typische Spezialitäten der Region einfach mal ausprobieren.
Das Fridericianum, schon im späten 18. Jahrhundert gebaut, beherbergt heute die berühmte documenta, die alle 4 bis 5 Jahre stattfindet. Während des Restes der Zeit füllen wechselnde Ausstellungen die Räume.
Grimmsche Märchen
Jacob und Wilhelm Grimm waren Brüder und haben die Märchen, die du heute noch lesen kannst, nicht selbst verfasst, sondern gesammelt. Diese Geschichten hatten sich die Menschen früher erzählt, die Leistung der Brüder bestand darin, diese schriftlich niedergelegt zu haben. Dabei haben sie die Märchen schon ein bisschen verändert, etwas dazu gedichtet oder weggelassen.
Naturkunde und Märchen
Spannend ist auch ein Abstecher ins Naturkundemuseum Kassel mit einer Dauerausstellung über die Erdgeschichte, aber auch über die Natur Nordhessens. Das Museum befindet sich im Ottoneum, dem ältesten feststehenden Theatergebäude in Deutschland.
Kassel ist die Stadt der Gebrüder Grimm, denn diese lebten hier immerhin 30 Jahre und so verwundert es nicht, dass es in Kassel eine Grimmwelt zu besichtigen gibt. Genauer gesagt heißt das Museum GRIMMWELT Kassel. Hierbei handelt es sich umd eine interaktive Ausstellung über das Leben der Gebrüder Grimm.
Kurze Geschichte der Stadt Kassel
Der Stadtname taucht im Jahr 913 zum ersten Mal auf. In diesem Jahr hat König Konrad I in Kassel bzw. am Königshof Kassel - das damals "chassalla" [oder auch "chassella"] hieß, Urkunden unterzeichnet. Neben dem Königshof entstand eine frühe Ansiedlung. Kassel lag an einer Furt, die wohl schon die Kelten und die Römer in der Zeit davor als günstig gelegen ansahen. Später erbaute man hier wohl wegen der günstigen Lage das Schloss. Woher der Name genau stammt, wird diskutiert. Eine Ableitung vom lateinischen Begriff "castellum" für Kastell gibt es genauso wie die Vermutung, dass sich der Begriff aus "kas" - was Vertiefung bedeutet - und "sella" - was Gebäude bedeutet - zusammensetzte.
Im Jahr 1008 überließ der Kaiser Heinrich II seiner Ehefrau den Königshof Kassel. Sie errichtete auch knapp 10 Jahre später in Kaufungen - das am östlichen Rand des Kasseler Beckens lag - ein Kloster, in das sie selbst einige Jahre später eintrat. Verschiedene Dörfer, die in der Nähe von Kassel liegen, finden erstmalig Erwähnung in Urkunden. Erst im Jahr 1189 belegt eine Urkunde das Stadtrecht von Kassel, wahrscheinlich gab es dort auch schon einen Markt. Kassel lag verkehrsgünstig gut, denn hier kreuzten sich zwei wichtige Straßen. An der Stelle des früheren Könighofes wurde durch den ersten Landgraf von Kassel eine neue Burg erbaut. Ab 1277 war Kassel Residenz der Landgrafen von Hessen. 1283 entstand ein neuer Stadtteil und die beiden Teile wurden mittels einer Brücke über die Fulda - Kassel liegt ja an der Fulda - miteinander verbunden.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde der damalige Landgraf Philipp bedeutend, da er sich sehr für die Reformation einsetzte. Der Dreißigjährige Krieg verschonte Kassel weitgehend, denn die Festung der Stadt hielt dem Ansturm stand. Schon zuvor war Kassel zu ebendieser Festung ausgebaut worden. Wichtig für die Stadt war die Zeit unter Landgraf Karl I, der einmal die Hugenotten aus Frankreich aufnahm und viele zukunftsträchtige Baumaßnahmen einleitete. Der Herkules mit den Kaskaden entstanden genauso wie die Karlsaue und viele weitere Bauten zu seiner Zeit.
Im 18. Jahrhundert wurde Kassel von den Franzosen besetzt. Man reduzierte die Festungsanlagen und so konnten die alte Stadt und die neuere Stadt zusammenwachsen. Anstelle der Festungsanlagen gab es nun zum Schutz eine Mauer. Wilhelm IX (ab 1803 als Kurfürst Wilhelm I) ließ die Wilhelmshöhe-Allee als Verbindung zwischen der Stadt und dem Schloss Wilhelmshöhe erbauen. Der Park Wilhelmshöhe - der größte Bergpark in Europa - wurde auch nach ihm benannt.
Die Veränderungen der Märzrevolution in Kurhessen wurden in den Folgejahren weitgehend rückgängig gemacht. Hatte die Revolution von 1848 noch einmal die liberalen Kräfte gestärkt, so setzte sich doch ab 1850 die Restauration auch in Kassel durch. Schon im Jahre 1852 wurde auch die Kurhessische Verfassung - die dem Parlament, also dem Volk mehr Mitspracherechte einräumte - wieder außer Kraft gesetzt.
In der Folge wurde Kassel mit Nassau unter der Freien Stadt Frankfurt vereinigt. Das Ergebnis war im Jahr 1866 die Provinz Hessen-Nassau. Kassel war die Hauptstadt. Dies sollte bis zum Jahr 1945, also bis zum Kriegsende so bleiben.
Kassel wurde während des Zweiten Weltkrieges stark zerstört. Im Vergleich zu Wiesbaden waren fast zwei Drittel der Wohnhäuser und 65% der Industrieanlagen aufgrund der Bombenangriffe kaputt. In Wiesbaden waren "nur" 30% den Bomben zum Opfer gefallen.
1955 zeigte die "documenta" moderne Kunst und zog viele Besucherinnen und Besucher an. Alle vier bis fünf Jahre folgte eine neue Ausstellung. Heute ist Kassel ein wichtiges Zentrum für die Wirtschaft, aber auch für die Kultur.