Deutschland
Geschichte Deutschlands vom 10. bis zum 19. Jahrhundert
Deutschland im Mittelalter
Das Ostfrankenreich konnte unter den Karolingern nicht an die alte Macht anknüpfen. Die alten Stammesherzogtümer gewannen wieder an Macht. So nannte man die Herzogtümer eines bestimmten Stammes. Es gab Stammesherzogtümer in Bayern, Sachsen, Franken und später Schwaben.
Im Jahr 900 kam mit Ludwig IV. ein Siebenjähriger auf den Thron. Schon im Jahr 911 starb er. Damit waren auch die ostfränkischen Karolinger ausgestorben. Die Herzöge wählten nun einen Franken zu ihrem König: Konrad I.
Doch erst seinem Nachfolger gelang es, eine Dynastie aufzubauen. Heinrich I. kam aus Sachsen und wurde 918 König im Ostfrankenreich. Er festigte die Einheit des Reiches. Heinrich und seine Nachfolger stammten aus der Familie der Liudolfinger und werden auch die Ottonen genannt. Die drei nächsten Herrscher hießen nämlich alle Otto. Otto I. ließ sich 962 vom Papst zum römisch-deutschen Kaiser krönen. Somit wollte man an die Tradition des antiken Römischen Reiches anknüpfen. Man kann dieses Datum darum als den Beginn des Heiligen Römischen Reiches sehen. Der letzte sächsische Herrscher war Heinrich II.
Er starb kinderlos und so ging die Königswürde auf die Salier über. Sie herrschten von 1024 bis 1125, anschließend wurde Lothar von Sachsen König, konnte aber keine Dynastie aufbauen. Ab 1138 und bis 1273 stellten die Staufer die Könige. Sie kamen aus Schwaben. Einer der bekanntesten Stauferkönige ist Friedrich I. Barbarossa.
Um 1250 setzt man den Beginn des Spätmittelalters an. Die Habsburger, die Luxemburger und die Wittelsbacher erlangten abwechselnd die Macht im Reich. Es gab Hungersnöte und die Pest forderte viele Tote, aber auch die Städte wuchsen und der Handel blühte.
Zwischen dem 11. und dem 14. Jahrhundert zerfiel das Land in viele kleine Herrschaftsbereiche (Territorien). Das kannst du gut sehen, wenn du die Karten links (oder oben) vergleichst. Der König hingegen verlor in dieser Zeit an Macht. Die Herrscher dieser kleineren Gebiete kamen übrigens durch Wahl auf den Thron, nicht indem sie den Titel erbten. Ab dem 13. Jahrhundert waren es die Kurfürsten, denen das Recht der Königswahl zustand. Das waren drei geistliche Erzbischöfe und vier weltliche Fürsten (ab dem 17. Jahrhundert kamen noch zwei weitere dazu).
Reformation und Dreißigjähriger Krieg in Deutschland
Im Jahr 1517 löste Martin Luther mit dem Anschlag seiner Thesen die Reformation aus. Luther kritisierte die Zustände in der (katholischen) Kirche. Das Christentum spaltete sich in evangelische "Protestanten" und Katholiken. Die evangelische Kirche wiederum war nicht einheitlich, sondern es gingen mehrere Richtungen aus ihr hervor. In ganz Europa wurden Kriege um den Glauben geführt.
1618 begann der Dreißigjährige Krieg. Es ging um die Vormachtstellung im römisch-deutschen Reich und in Europa, aber auch um den Glauben. Unzählige Menschen starben in den Kämpfen. Die Bevölkerung litt an Hungersnöten und Seuchen. Ganze Landstriche wurden entvölkert und verwüstet. Der lange Krieg endete 1648 mit dem Westfälischen Frieden.
Preußen und Österreich werden mächtig
Im 18. Jahrhundert gewannen Österreich und Preußen immer mehr an Macht innerhalb des Reiches. Ihr Gebiet konnten sie beide vergrößern. Damit begann aber auch eine Rivalität dieser beiden Länder. Die wurde vor allem zwischen Maria Theresia von Österreich und Friedrich II. (dem Großen) von Preußen ausgetragen.
Deutscher Bund (1815-1866)
Napoleon eroberte in vielen Kriegen Mitteleuropa. Das brachte schließlich 1806 das Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Der letzte Kaiser, Franz II., legte die Reichskrone nieder. Von Napoleons Herrschaft aber befreite man sich in weiteren Kriegen. 1813 erlitt Frankreich in der Völkerschlacht bei Leipzig die entscheidende Niederlage.
Der Wiener Kongress ordnete Europa neu, wobei vor allem der alte Zustand wieder hergestellt werden sollte. Auf dem Gebiet des einstigen Heiligen Römischen Reiches entstand aber kein neues einheitliches Reich, sondern man gründete einen lockeren Staatenbund, den Deutschen Bund. Unter den 38 Staaten dieses Bundes waren Österreich und Preußen weiterhin führend.
Die Erhebung gegen die fremde Herrschaft und schließlich der Sieg über Napoleon hatten eine nationale Bewegung gefördert. Zum ersten Mal entstand in Deutschland ein Nationalgefühl und damit auch der Wunsch nach einem einheitlichen deutschen Staat. Die Forderung nach Mitbestimmung und Freiheit wurde immer größer.
Im März 1848 kam es schließlich zur Märzrevolution. Die Ereignisse dauerten bis Juli 1849. Die Aufständischen erreichten, dass in Frankfurt die Nationalversammlung zusammentrat und eine Verfassung ausarbeitete ("Paulskirchenverfassung"). Deutschland wäre damit in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt worden.
Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lehnte das aber ab, ebenso die Kaiserkrone, die man ihm anbot. Die Aufstände wurden vor allem von preußischen und österreichischen Truppen mit Gewalt niedergeschlagen. Damit war der Versuch, einen deutschen Nationalstaat zu schaffen, gescheitert.
Industrialisierung in Deutschland
Im 19. Jahrhundert begann auch in den deutschen Ländern die Industrialisierung. Viele Fabriken wurden errichtet und die Lebensumstände der Menschen änderten sich stark. Die Arbeiter mussten viele Stunden am Tag schuften und erhielten nur wenig Lohn. Sie lebten in ärmlichen Verhältnissen.
Norddeutscher Bund (1866-1871)
1866 kam es zum Krieg zwischen Preußen und Österreich. Preußen gewann und besetzte weitere Territorien, so dass sich die Zahl der Herrschaftsgebiete weiter verringerte. Der Deutsche Bund löste sich auf.
An seine Stelle trat der Norddeutsche Bund. Angeführt wurde er vom größten der deutschen Länder, Preußen. Österreich gehörte nicht zu diesem Bund. Der Norddeutsche Bund gilt als Vorstufe des deutschen Nationalstaats, der dann 1871 gebildet wurde.