Haiti
Die ersten Bewohner auf Hispaniola
Erstmals besiedelt wurde die Insel Hispaniola, auf der Haiti heute den Westen einnimmt, von Saladoiden aus Südamerika.
Um das Jahr 650 kam mit den Taino vom Volk der Arawak eine zweite Einwanderungswelle auf die Insel. Die Taino teilten die Insel in fünf Häuptlingstümer. Jedes wurde von einem Häuptling regiert.
Die Taino kämpften gegen die Insel-Kariben, die andere Inseln eingenommen und die dort lebenden Taino verdrängt hatten. Auf Hispaniola gelang das nicht. Die Taino blieben siegreich.
Kolumbus gründet die erste Kolonie in Amerika
Christoph Kolumbus kam bei seiner ersten Amerika-Reise 1492 nach Hispaniola. Aus den Trümmern seines Schiffes Santa Maria errichtete er ein kleines Fort, also eine Befestigungsanlage und nannte es La Navidad ("Weihnachten"), denn an Weihnachten war die Santa Maria untergegangen.
Dieses Fort wurde die erste Kolonie Spaniens in Amerika. Die Insel nannte Kolumbus Hispaniola ("Die Spanische"), denn für Spanien nahm er das Land in Besitz.
Bei seiner Rückkehr ein Jahr später fand Kolumbus das Fort allerdings durch die Taino zerstört vor. Er führte einen Feldzug gegen die indigene Bevölkerung und ließ viele als Sklaven nach Europa schicken. Weitere Siedlungen entstanden, darunter La Isabela. Hispaniola wurde zum Ausgangspunkt für die spanische Kolonisation Amerikas.
Durch Krankheiten, die die Spanier einschleppten, starben viele Taino. Andere gingen durch die Zwangsarbeit auf den neu angelegten Plantagen für Kaffee und Zuckerrohr zugrunde. Die Spanier holten daraufhin zunächst Kariben von den Bahamas, dann Sklaven aus Afrika auf die Insel. Bald bildeten sie die Mehrheit der Einwohner.
Haitianische Revolution
Ab 1625 ließen sich Franzosen im Nordwesten der Insel nieder. Sie baten Frankreich um Unterstützung gegen die Spanier. 1665 wurde eine französische Kolonie gegründet.
1697 erkannte Spanien schließlich die Herrschaft der Franzosen über den Westen an. Das Gebiet entwickelte sich als Saint Domingue zur reichsten Kolonie Frankreichs. Aufstände von Sklaven wurden blutig niedergeschlagen. Saint Domingue war von 1697 bis 1804 der Name der französischen Kolonie auf dem gebiet des heutigen Haiti.
1791 aber entwickelte sich aus einem Sklavenaufstand eine Revolution, die schließlich zur Unabhängigkeit Haitis führte: die haitianische Revolution. 1793 schaffte Frankreich die Sklaverei ab, doch später sollte sie wieder eingeführt werden. Toussaint L'Ouverture, ein freigelassener Sklave, kämpfte für die Unabhängigkeit Haitis. Er wurde von Truppen, die Napoleon schickte, jedoch gefangen genommen und starb bald darauf.
Schließlich aber waren die einstigen Sklaven erfolgreich. Unter Jean-Jacques Dessalines erklärte Haiti 1804 seine Unabhängigkeit - als erstes Land Lateinamerikas.
Dessalines ernannte sich selbst zum Kaiser und nannte sich Jacques I. Mit der Revolution und der Unabhängigkeit begannen allerdings auch die wirtschaftlichen Probleme Haitis. Der Reichtum der Kolonie verebbte. Unter Dessalines war Haiti bis 1806 ein Kaiserreich. Im Land verbliebene Franzosen wurden ermordet, Plantagen sich selbst überlassen.
König Henri Christophe
Bei einem durch den Schwarzen Henri Christophe und Alexandre Pétion - einem Mann mit schwarzer Mutter und weißem Vater - angezettelten Aufstand wurde Dessalines 1806 ermordet. Das Land wurde geteilt in einen Nordteil und einen Südteil.
Pétion wurde Präsident der Republik Süd-Haiti, Henri Christophe wurde König von Nord-Haiti, das also nun ein Königreich war. Henri Christophe ahmte einen französischen Hofstaat nach und ließ sich einen prachtvollen Palast erbauen. Die Feindschaft zwischen Nachfahren von schwarzen und weißen Eltern mit Schwarzen blieb auch in der Zukunft ein ewiger Kampf.
Wiedervereinigung von Haiti
1820 wurde Haiti nach dem Tod Pétions und dem Selbstmord Christophes unter dem Nachfolger von Pétion, Präsident Jean-Pierre Boyer, wieder vereint.
Der Ostteil der Insel kam unter haitianische Herrschaft. Er wurde unter Boyer von den Spaniern erobert.
1825 erkannte Frankreich die Unabhängigkeit Haitis an, verlangte aber Entschädigung für die ehemaligen Plantagenbesitzer. Hohe Geldzahlungen und die Aufteilung der großen Plantagen in kleinste Parzellen, also ganz kleine Teile, sorgten für den Niedergang der Wirtschaft. Der Grundstein für Armut und Korruption in Haiti war gelegt. 1843 wurde Boyer gewaltsam gestürzt.
Haiti bleibt instabil
1844 erkämpfte sich der Ostteil der Insel als Dominikanische Republik seine Unabhängigkeit. Mehrere Versuche, es in den nächsten Jahren zurückzuerobern, scheiterten.
1849 wurde Haiti erneut zu einem Kaiserreich, diesmal unter Faustin Soulouque (als Faustin I.). Auch er regierte absolutistisch, bis er 1859 gestürzt wurde. Aufstände und wechselnde Herrscher gab es auch in den nächsten Jahrzehnten.
US-Intervention in Hairi (1915-1934)
1915 besetzte die USA das Land. Gegen die Truppen wurde in Haiti ein bewaffneter Widerstand geführt. 1934 zogen die USA schließlich ab und die US-Militärintervention endete.
Die Duvalier-Diktatur (1964-1986)
1957 gewann der Arzt François Duvalier die Wahlen. 1964 setzte er sich als Diktator an die Macht. Er erhielt den Spitznamen Papa Doc. Gegen politische Gegner ging er brutal vor. Er stützte sich auf die schwarze Bevölkerung und diskriminierte diejenigen mit schwarzen und weißen Vorfahren, die vorwiegend der Oberschicht angehörten.
Nach seinem Tod 1971 übernahm sein Sohn Jean-Claude Duvalier die Diktatur, Baby Doc genannt. 1986 wurde er nach Unruhen aus dem Land vertrieben.
Aristide als Präsident von Haiti
1987 gab es eine neue Verfassung. Mehrere Putsche und Präsidenten folgten.
1990 wurde Jean-Bertrand Aristide zum Präsidenten gewählt. 1991 musste er nach einem Putsch fliehen, kehrte aber 1994 wieder ins Amt zurück. 1996 übergab er an René Préval. 2000 wurde Aristide wiedergewählt.
Ihm wurde Wahlmanipulation und Misswirtschaft vorgeworfen. Es gab schwere Unruhen. 2003 erklärte Aristide Voodoo zur offiziell anerkannten Religion. 2004 dankte Aristide ab, nachdem die staatliche Ordnung zusammengebrochen war und internationale Truppen geschickt wurden.
Präsidenten von Haiti seit 2004 und das Erdbeben von 2010
Nach einer Übergangsregierung wurde René Préval Präsident von Haiti. Er blieb bis 2011 im Amt. 2008 gab es Unruhen wegen Inflation und hoher Preise für Lebensmittel.
2010 forderte ein Erdbeben mehr als 300.000 Todesopfer und zerstörte weite Teile des Landes. Die 2010 geplanten Wahlen wurden auf 2011 verschoben. Michel Martelly wurde nun neuer Präsident.
2016 übernahm Jovenel Moïse das Amt. Am 7. Juli 2021 wurde er ermordet.
Ariel Henry wurde zum Übergangspräsidenten gewählt. Das Jahr 2022 war von chaotischen Zuständen und starker Gewalt geprägt.