Brasilien
Geschichte Brasiliens von der Unabhängigkeit bis heute
Unabhängigkeit Brasiliens 1822
1807 war der portugiesische König vor Napoleons Truppen geflohen und nach Brasilien gegangen. 1815 wurde Brasilien mit dem Mutterland gleichgestellt und 1821 kehrte der König zurück nach Portugal. Man nennt diese Zeit auch Königreich Brasilien (1808-1821). Der König übergab Brasilien 1821 seinem Sohn Pedro I. Der erklärte Brasilien ein Jahr später für unabhängig und sich selbst zum Kaiser.
Kaiserreich Brasilien (1822-1889)
Als Pedro I. regierte er nun Brasilien. 1831 aber kam es zu einem Aufstand des Militärs und Pedro musste abdanken. Er ging nach Portugal zurück und übergab den Thron an seinen Sohn, Pedro II. Der war erst fünf Jahre alt, doch er blieb Brasiliens Herrscher bis 1889.
Die Wirtschaft blühte auf, Kaffee und Kautschuk wurden wichtige Produkte, die man nach Europa verkaufte. Pedro II. ließ auch Straßen, Schienen und Telefonleitungen bauen. Verbündet mit Argentinien und Uruguay besiegte Brasilien Paraguay in einem blutigen Krieg (Tripel-Allianz-Krieg 1865-1870).
1889 aber kam es zu einem Putsch unter Führung der Militärs. Pedro II. stand immer noch für die alte Kolonialmacht Portugal. Ein weiterer Grund war, dass Pedro sich für die Abschaffung der Sklaverei einsetzte. Das führte zum Widerstand der Großgrundbesitzer. Während Pedro in Europa weilte, erließ aber seine Tochter Isabella 1888 ein Gesetz, dass die Sklaverei abschaffte. Der Rückhalt des Kaisers bei den Großgrundbesitzern war dahin. Brasilien wurde zur Republik.
Kautschukboom (1870-1920)
In der Regierungszeit Pedros Ii. blühte Brasiliens Wirtschaft auf. Ab 1870 kam es zum Kautschukboom. Aus dem Harz des Kautschukbaums konnte man seit 1839 nämlich Gummi herstellen. Kautschuk wurde zu einem wichtigen Rohstoff in der wachsenden Industrie in Europa. Um Kautschuk zu gewinnen, müssen die Bäume angeritzt werden, so dass der Kautschuk, das ist der Milchsaft des Baumes, herausfließt.
Zu dieser Arbeit zwang man in Brasilien vor allem die indigene Bevölkerung. Das Dorf Manaus am Amazonas wurde zum Zentrum des Kautschukhandels und wuchs zu einer großen Stadt. Der Kautschukboom endete um 1920, nachdem Samen des Kutschukbaums nach England geschmuggelt worden waren, wo sie zu Bäumchen heranwuchsen, die man nach Asien verschiffte. Dort gelang es, Plantagen anzulegen und so wurde Asien das neue Zentrum des Kautschukhandels.
"Alte Republik" (1889-1930)
Angeführt wurde der Putsch gegen den Kaiser von dem Militär Manuel Deodoro da Fonseca. Der wurde nun zum ersten Präsidenten der neuen Republik. Brasilien wurde in Bundesstaaten untergliedert. Die Zeit bis 1930 nennt man auch die "alte Republik". Politisch war das Land stabil. Der Kautschukhandel ging zwar zurück, doch Kaffee und Zuckerrohr waren weiterhin wichtige Produkte. Während des Ersten Weltkrieges allerdings brachen die Kaffeepreise ein.
Getúlio Vargas (1930-1945) und die Folgezeit bis 1964
Gegen die Herrschaft der reichen Kaffeeplantagenbesitzer erhob sich Widerstand. Die Bevölkerung fühlte sich ausgeschlossen und benachteiligt. Getúlio Vargas führte einen Aufstand an und kam an die Macht. 1937 ließ er den "neuen Staat" (Estado Nuevo) ausrufen. Er regierte diktatorisch und das Land wurde wieder zentral regiert. Er setzte sich zwar auch für die Rechte der Arbeiter ein, war aber ein entschiedener Gegner des Kommunismus.
1945 ließ Vargas Wahlen in Brasilien zu und trat selbst nicht mehr an. Mehrere Präsidenten folgten in kurzen Abständen. Auch Vargas selbst wurde 1950 noch einmal gewählt und blieb bis 1954 im Amt.
Am 21. April 1960 wurde Brasília neue Hauptstadt und löste damit Rio de Janeiro ab.
1961 wurde João Goulart Präsident. Die wirtschaftliche Lage war schwierig zu dieser Zeit, es gab viele Analphabeten im Land und die Inflation war hoch. Goulart versuchte eine Bodenreform durchzusetzen, was die Angst vor dem Kommunismus schürte. Er kämpfte auch gegen das Analphabetentum. 1964 putschte das Militär, unterstützt durch die USA.
Militärdiktatur in Brasilien (1964-1985)
Marschall Branco wurde als neuer Präsident eingesetzt. Mehrere Gesetze festigten die Macht des Militärs. Politische Gegner wurden verfolgt, die Presse zensiert und neue Parteien nicht zugelassen. Marschall Costa e Silva, General Médici und General Geisel folgten als Präsidenten. Unter Geisel begann eine vorsichtige Demokratisierung, die General Figueiredo fortsetzte. Er war von 1979 bis 1985 Präsident Brasiliens. Die Probleme waren groß: Brasilien war verschuldet und litt unter Inflation und Korruption. 1985 wurden endlich freie Wahlen zugelassen.
Demokratie (seit 1985)
Inflation und Korruption blieben auch unter den neuen demokratisch gewählten Präsidenten ein Problem. 1991 gründeten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay Mercosur. In diesem gemeinsamen Binnenmarkt fallen zum Beispiel Zölle weg. Mercosur stärkte die Wirtschaft seiner Mitgliedsländer. Die Leute konnten immer weniger für ihr Geld kaufen, deshalb hat man die Währung reformiert. Das bedeutet, dass das Geld am Ende wieder mehr wert gewesen ist.
Von 1995 bis 2003 regierte Fernando Henrique Cardoso, unter dem die Staatsverschuldung wieder anstieg. 2003 wurde Lula da Silva zum Präsidenten gewählt. Er gehört der Arbeiterpartei PT (Partido dos Trabalhadores) an und blieb bis 2011 im Amt. Zur Bekämpfung von Hunger und Armut wurde das Programm Fome Zero (Null Hunger) aufgelegt. Wirtschaftlich wies Brasilien jahrelang hohes Wachstum auf. Nach zwei Amtszeiten konnte Lula da Silva nicht mehr zur Wahl antreten.
Dilma Rousseff, ebenfalls von der PT, wurde 2011 neue Präsidentin von Brasilien. Die Wirtschaft wuchs nun langsamer. Lula da Silvas soziale Politik setzte sie nicht fort. 2013 kam es zu massiven Protesten gegen die Regierung. Auch Korruption wurde Rousseff vorgeworfen. Dennoch wurde sie wiedergewählt und begann 2015 ihre zweite Amtszeit.
Im Mai 2016 wurde gegen Dilma Rousseff ein Verfahren eingeleitet, das sie ihres Amtes enthob. Sie wurde also als Präsidentin abgesetzt. Übergangsweise übernahm Michel Temer das Amt. Im August 2016 wurde er dann zum Präsidenten gewählt.
Die Wahlen 2018 mussten durch eine Stichwahl entschieden werden, die Jair Bolsonaro gewann. Ab dem 1. Januar 2019 war er der Staatspräsident von Brasilien. Er gilt als rechtspopulistisch und äußerte sich immer wieder frauenfeindlich oder rassistisch.
Die Präsidentenwahl im Oktober 2022 gewann knapp der frühere Präsident Lula da Silva in einer Stichwahl gegen Bolsonaro. Bolsonaro erkannte das Ergebnis nicht ausdrücklich an und floh vor der Amtsübergabe nach Florida. In Brasilien kam es zu Unruhen durch Bolsonaro-Anhänger, die sich auch 2023 fortsetzten.