Liberia
Geschichte von Liberia im 20. und 21. Jahrhundert
Kautschukanbau und ein Skandal
Vor allem britische und US-amerikanische Firmen wurden in Liberia aktiv, um dort Geld zu verdienen, und zwar insbesondere mit Kautschuk-Plantagen.
In den 1920er Jahren kam es zu einem Skandal: Es wurde aufgedeckt, dass die liberianische Regierung und herrschende Oberschicht ihre eigenen Staatsbürger zu Zwangsarbeit unter sklavenähnlichen Bedingungen verpflichtete. Dies wurde international verurteilt.
Präsidentschaft von Tubman (1944-1971)
1944 wurde Willliam S. Tubman Präsident von Liberia. Die Beschränkung auf zwei Amtszeiten wurde unter seine Regentschaft aufgehoben und so blieb er bis 1971 im Amt. Wirtschaftlich blühte Liberia auf. Kautschuk, Eisenerz und Diamanten bildeten die Grundlage dafür.
Tubman holte zahlreiche ausländische Investoren ins Land (Wirtschaftspolitik der offenen Tür). Die Beziehungen zwischen den Ameriko-Liberianern und den ursprünglich einheimischen Völkern versuchte Tubman zu verbessern, indem er diese in die Politik einbezog.
Präsident Tolbert (1971-1980)
1971 wurde William R. Tolbert zu Tubmans Nachfolger gewählt. Er führte Tubmans Politik fort, ließ aber erstmals eine Oppositionspartei zu. Die Gegensätze zwischen der herrschenden Oberschicht und den Einheimischen verschärften sich aber weiter.
1979 stiegen die Preise für Reis stark an, weil der Staat den Anbau von Kaffee und Kakao gefördert hatte und weil Dürren die Ernten in der Sahelzone vernichteten. Liberia konnte den Reis zur Ernährung seiner Bevölkerung nicht mehr einkaufen und Tolbert hob den Preis an, damit weniger Reis verbraucht würde. Es kam zu Unruhen und zu einer Demonstration, die der Präsident brutal beenden ließ.
Militärputsch in Liberia 1980
1980 übernahm Samuel K. Doe mit einem Militärputsch die Macht. Tolbert wurde getötet. Doe gehörte dem Volk der Krahn an. Damit war die Herrschaft der Ameriko-Liberianer beendet.
Es folgten viele Jahre, die politisch instabil waren. Die Volksgruppen der Gio und Mano im Norden von Liberia wurden unter Does Herrschaft unterdrückt und zum Beispiel aus Führungspositionen ausgeschlossen.
Bürgerkrieg in Liberia (1989-1996 und 1999-2003)
Im Dezember 1989 drangen Rebellen unter Anführung von Charles Taylor von der Elfenbeinküste aus nach Liberia ein. Vor allem Gio und Mano gehörten diesen Rebellen an. Ein Bürgerkrieg begann. Die Rebellen begingen schwere Verletzungen der Menschenrechte wie Folter, Massaker und Entführungen. Sie ließen auch viele Kinder und Jugendliche für sich kämpfen. 18 Prozent derjenigen, die für die Rebellen im liberianischen Bürgerkrieg kämpften, waren Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren (siehe Kinder als Soldaten). Doe wurde 1990 abgesetzt und getötet.
Viele Menschen starben und noch viel mehr flohen innerhalb Liberias oder in die Nachbarländer. Die Infrastruktur des Landes wurde zerstört, die Wirtschaft brach zusammen.
1996 gab es ein Friedensabkommen. Ruth Perry wurde - als erste Frau in Afrika – Staatspräsidentin und bereitete Wahlen vor. Die Rebellengruppe wurde in eine rechtmäßige politische Partei umgewandelt. Bei den Wahlen 1997 siegte diese Partei. Charles Taylor, der Rebellenführer, wurde nun Staatspräsident.
Doch es gab Widerstand gegen Taylor. Ab 1998 gab es erneut Kämpfe und Ermordungen. Taylor unterstützte zudem die Rebellen in Sierra Leone. Man warf ihm vor, Kindersoldaten auszubilden und nach Sierra Leone zu schicken.
Übergang zur Demokratie (2003-2005)
Eine afrikanische Friedenstruppe zwang Taylor schließlich 2003 zum Rücktritt. Der Internationalen Gerichtshof in Den Haag verurteilte Taylor 2012 zu 50 Jahren Gefängnis. Übergangspräsidenten wurden 2003 Moses Blah und 2003 bis 2005 Gyude Bryant.
Ellen Johnson-Sirleaf
2006 wurde Ellen Johnson-Sirleaf Präsidentin von Liberia. Sie ist damit die erste Staatspräsidentin Afrikas, die durch Wahl in dieses Amt kam. 2011 wurde sie wiedergewählt. Ebenfalls 2011 erhielt sie zusammen mit zwei weiteren Frauen den Friedensnobelpreis.
2014 brach in Westafrika eine Ebola-Epidemie aus. Liberia gehörte mit Sierra Leone und Guinea zu den am meisten betroffenen Staaten.
George Weah
Bei den Präsidentschaftswahlen 2017 durfte Ellen Johnson-Sirleaf laut Verfassung nicht mehr kandidieren. Der ehemalige Fußballer George Weah gewann die Wahlen und übernahm das Amt im Januar 2018.