Sierra Leones Flagge Sierra Leone

Erste Volksgruppen in Sierra Leone

Zu den ersten Bewohnern des heutigen Gebietes von Sierra Leone gehörten die Volksgruppen der Bullom-Sherbro und der Loko. Beide sind noch heute im Land ansässig, bilden jedoch Minderheiten.

Die Temne und Mende, die heute die Mehrheit in Sierra Leone bilden, kamen im 14. und 17. Jahrhundert in das Gebiet und siedelten hier.

Während viele der heutigen westafrikanischen Staaten in dieser Zeit unter Einfluss der großen Reiche des Mittelalters (insbesondere der großen Reiche Ghana-, Mali- und Songhaireich) standen, war das in Sierra Leone nicht der Fall.

Portugiesen kommen zu den Löwenbergen

Die ersten Europäer, die die Küste Sierra Leones erreichten, waren Portugiesen. 1440 war es Gil Eanes, der bis hier vordrang. 1462 kam Pedro da Cintra und nannte die Berge der heutigen Freetown-Halbinsel Serra Leoa, die Löwenberge, woraus später die spanische Version "Sierra Leone" wurde . Da Cintra fand, dass die Berge so wild aussähen wie eben ein Löwe sei.

Sklavenhandel

Im 16. Jahrhundert entwickelte sich ein blühender Sklavenhandel an der Westküste Afrikas. Sklaven wurden gefangen und an Europäer verkauft, die die Schwarzen ins 1492 von Europäern entdeckte Amerika und zu den karibischen Inseln verschifften. Dort mussten sie auf den neu angelegten Plantagen schuften und ihren weißen Besitzern dienen. Im 16. und 17. Jahrhundert beherrschten die Engländer den Sklavenhandel in Westafrika. Auf den Inseln vor Sierra Leone, insbesondere auf Bunce und Sherbro, errichteten sie Stützpunkte für ihren Sklavenhandel.

Ehemalige Sklaven siedeln in Sierra Leone

1807 verbot Großbritannien den Sklavenhandel. Einige tausend ehemalige Sklaven lebten zu diesem Zeitpunkt in England. Sie hatten 1772 nach einem Prozess freigelassen werden müssen und lebten nun oft in bitterer Armut in England. Die Briten beschlossen, diese in Westafrika anzusiedeln, in Sierra Leone. 1787 kamen die ersten 400 von ihnen in der "Freiheitsprovinz" (Province of Freedom) an. Das Leben in den Tropen forderte jedoch viele Opfer, zum Beispiel durch tropische Krankheiten, aber auch durch Widerstand der ansässigen Völker.

1792 kam es zu einem weiteren britischen Siedlerprojekt. Die "Nova Scotians" waren Sklaven, die im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf Seiten der Briten gekämpft und dann in der kanadischen Provinz Neuschottland angesiedelt worden waren. Die harten Winter sorgten dort für Probleme. Etwa 1500 dieser ehemaligen Sklaven wurde nach Sierra Leone verschifft. Sie gründeten dort Freetown.

1796 kamen schließlich noch Maroons dazu: ehemalige Sklaven, die von Plantagen geflohen waren und auf Jamaika eine eigene Gemeinschaft gegründet hatten, und ihre Nachkommen. Die Maroons kämpften gegen die Briten, die auch auf Jamaika eine Kolonie errichteten. In einem Krieg wurden viele Maroons gefangen genommen. Diese wurden zuerst nach Nova Scotia gebracht, wogegen sie sich wehrten, dann nach Sierra Leone.

Sierra Leone als britische Kolonie

1808 wurde Sierra Leone zur britischen Kolonie. Etwa 2000 Siedler gab es nun. Die Bevölkerung wuchs ständig. Auch von Briten befreite Sklaven (recaptives) von Sklavenschiffen anderer Nationen kamen dazu. 1850 lebten schon 40.000 Menschen hier. Die Kolonie umfasste aber zunächst nur ein kleines Stück Land an der Küste – nicht das Hinterland.

Die Siedler entwickelten bald eine eigene Kultur und Sprache, das Krio. Sie verbanden afrikanische und europäische Elemente. Durch Handel wurden einige wohlhabend. Sie schickten ihre Kinder nach England auf Schulen. Diese Kreolen, teils auch Kinder aus verbindungen von Schwarzen und Afrikanern, wurden politisch tonangebend.

In den 1880er Jahren dehnte Großbritannien seinen Einfluss auf das Hinterland aus und errichtete 1896 ein Protektorat. Das umfasste in etwa das Staatsgebiet des heutigen Landes. Die Bewohner hier sahen die Kreolen der Küste vor allem als Vertreter der Kolonialmacht. Doch deren Einfluss wurde von den Briten Anfang des 20. Jahrhunderts mehr und mehr zurückgedrängt zugunsten von Weißen.

Mende-Temne-Krieg

Die Volksgruppen, die in der Region lebten, lehnten sich wiederholt gegen die britischen Besatzer auf. Angeführt wurden sie von den Temne und Mende, doch auch andere Völker waren beteiligt.

Als die Briten 1898 eine Steuer einführten auf die Hütten der einheimischen Bevölkerung, kam es unter Anführung von Bai Bureh zu einem zehnmonatigen Krieg. Die Briten nahmen Bureh schließlich gefangen und der Krieg endete. Es gab viele Tote zu beklagen.

Weiter in der Geschichte von Sierra Leone von der Unabhängigkeit bis heute

letzte Aktualisierung am 31.10.2023