Tunesien
Moderne - zwischen Fortschritt und Diktatur
Im Jahr 1956 wurde Tunesien unabhängig von Frankreich. Ab 1957 war es eine unabhängige Republik mit einem Staatspräsidenten namens Habib Bourgiba. Dessen Politik richtete sich auch gegen die Islamisten. Überhaupt zeigte sich Tunesien innerhalb der arabischen Welt schon immer als Vorbild für den Fortschritt. So wurde in Tunesien als erstem arabischem Land das Wahlrecht für Frauen eingeführt. Auch das strenge Rechtssystem der Scharia schaffte man schon 1959 ab.
1987 entmachtete Zine el-Abidine Ben Ali den Präsidenten Bourgiba. Auch der neue Präsident wollte das Land weiter modernisieren, die Armut bekämpfen und sich für die Rechte der Frauen einsetzen. Auch baute er Schulen aus und förderte die Bildung im Land. Das war aber nur eine Seite, denn Ben Ali regierte wie einDiktator, unterdrückte die Meinungsfreiheit und die demokratischen Bestrebungen im Land. Als es dann vielen Menschen immer schlechter ging, kam es zur Revolution und am Ende wurde er wurde abgesetzt.
Protest - warum?
Viele Tunesier waren mit ihrer Regierung unzufrieden, denn sie respektierte die Wünsche der Bevölkerung nicht und war noch dazu bestechlich. Seit 1987 konnte der Diktator Ben Ali so regieren, wie es ihm passte, doch die Unzufriedenheit wuchs. Junge Leute fanden keine Arbeit und die Preise stiegen immer weiter, so dass viele Tunesier in Armut lebten. Sie wünschten sich Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie und genau das forderten sie bei den Demonstrationen ein und setzten ihren Präsidenten ab. Diesem Beispiel folgten bald weitere arabische Staaten. So heißt es auch, dass der "Arabische Frühling", die Demokratiebewegung in der arabischen Welt, in Tunesien ihren Anfang nahm.
Die Jasminrevolution in Tunesien
Am 17. Dezember 2010 verbrannte sich der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi. Er war zuvor Schikanen ausgesetzt und - so heißt es - von den Behörden schlecht behandelt worden. Diese Selbstverbrennung war der berühmte Funke, der den Brand auslöste und es folgten Unruhen überall in Tunesien.
Viele Tunesier waren mit ihrer Regierung nicht einverstanden. Das tunesische Staatsoberhaupt Ben Ali regierte das Land diktatorisch und gegen ihn und seine Regierung und auch seine Partei richteten sich viele Proteste. Die Menschen gingen auf die Straße. Wichtig wurden die modernen Medien, die alle informierten, wo ein Protest stattfand. So konnte man Nachrichten sehr schnell verbreiten und dies nicht nur in Tunesien, sondern in der gesamten arabischen Welt. Auch in anderen Ländern wie Algerien und Ägypten kam es im Januar 2011 zu heftigen Aufständen gegen die Leute, die dort in der Regierung saßen.
Die Unruhen weiteten sich über einzelne Aufstände bis zur Revolution aus. Der Diktator Ben Ali flüchtete aus dem Land. 23 Jahre hatte er das Land mit strenger Hand regiert. Der Weg für Neuwahlen wurde frei.
Jasminrevolution haben die Tunesier ihre Revolution selbst nicht genannt. Sie bezeichneten sie meist als "tunesische Revolution". Das Ausland und vor allem die ausländischen Medien "tauften" den Aufstand so.
Jasminrevolution nannte man übrigens auch die Revolution 1987, als Ben Ali den Präsidenten Bourgiba abgesetzt hatte. So ist die Bezeichnung auch als Anspielung zu verstehen und man machte sich dabei über den entmachteten Diktator lustig.