Libanon
Wer gehört wohin?
Die Libanesen legen Wert darauf, dass sie ursprünglich von den Phöniziern, einem berühmten Seefahrervolk, abstammen. So fragt man einen Libanesen im Libanon zunächst nach seinem Namen, dann aber auch danach, woher die Familie kommt. Nennt derjenige seinen Namen, so weiß der Fragende schon ein bisschen mehr, meist auch, ob jemand Christ ist oder auch Muslim.
Viele Menschen mussten umziehen, manchmal aus freiem Willen, manchmal nicht ganz freiwillig. Wer im Libanon nach den Wurzeln eines Menschen fragt, meint den Ort, wo jemand ursprünglich herkommt. Das kann eine Region, aber auch ein kleines Dorf sein oder ein Viertel in einer großen Stadt. So erfährt man so einiges, ohne unverschämt zu klingen und lernt auch die Familie und deren Hintergrund kennen.
Die Gastfreundschaft Fremden gegenüber steht im Libanon hoch im Kurs. Wer zu Essenszeiten eine Familie besucht, wird zum Essen eingeladen. Hier sollte man auch alles probieren.
Warum schminken sich viele libanesische Frauen so stark?
Libanesische Frauen sind sehr schönheitsbewusst. Die Wahlen zur Miss Libanon sind im Libanon ein wichtiges Ereignis, das die ganze Familie sehen will. Die wenigsten Frauen gehen ohne Schminke auf die Straße. Das trifft vor allem auf die Frauen in den Städten zu. So gibt es vor allem in Beirut auch ganz viel Werbung für Schönheitsärzte. Auf dem Land hat man nicht ganz so viel Zeit für die Pflege der Schönheit und muss nicht immer ganz so perfekt sein.
In der libanesischen Gesellschaft ist Aussehen sehr wichtig. Das trifft übrigens auf alle Frauen zu, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Selbst im Krieg gab es einen Berufsstand, der immer zu tun hatte: der Friseur. Die meisten Frauen tragen lange Haare. Kurzhaarige Frauen wirst du im Libanon kaum treffen. Auch Mode ist sehr wichtig, so ist Beirut im Nahen Osten die Hauptstadt der Mode, so wie bei uns in Europa die französische Stadt Paris. Auf einen Jungen kommen im Libanon zehn Mädchen. So treten viele Frauen auch in Konkurrenz um die wenigen Männer im Land.
Der Schleier ist im Libanon für muslimische Mädchen nicht vorgeschrieben, doch siehst du im Libanon viele junge Frauen mit einem Kopftuch. Doch diese sind oft bunt und werden von vielen auch als modisches Element getragen. So gibt es in einer Familie junge Frauen, die einen Schleier tragen genauso wie Frauen ohne Schleier.
Der Libanon ist ein Land der Gegensätze, so findest du Frauen im Minirock genauso wie Frauen mit Kopftuch. Solltest du allerdings einmal auf eine voll verschleierte Frau treffen, dann kannst du dir ziemlich sicher sein, dass es sich hier um keine libanesische Frau handelt, sondern eine Besucherin aus dem Ausland, wahrscheinlich einem arabischen Staat mit strengen Kleidervorschriften.
Der Volkstanz Dabke
Im Libanon gibt es einen Volkstanz, der Dabke heißt. Die Tänzer fassen sich an den Händen, stehen eng nebeneinander und folgen dann dem Vortänzer. Die Schritte sind nicht schwer zu lernen. Kaum ein Fest, auf dem nicht Dabke getanzt würde. Dazu gibt es auch tolle Lieder aus der Region. Dabke bedeutet übrigens, dass man mit den Füßen auf den Boden stampft.
Der Ursprung des Tanzes ist schon einige Jahre alt und stammt aus Zeiten, als die Dorfgemeinschaft in Vorbereitung auf den Winter zusammen den Lehmboden stampfte. Dieses Stampfen hat Eingang in den Tanz gefunden, der auch heute noch wie in früheren Zeiten gerne getanzt wird.
Kann man im Libanon Ski fahren?
Ja, das geht tatsächlich. Und anders als in so manchem reichen Golfstaat, wo man in die Wüste Skihallen stellt, hat diese Sportart im Libanon durchaus eine lange Tradition. Schon in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die erste Skischule im Libanon gegründet. Damals übten noch die Franzosen ein Mandat über den Libanon aus. Heute gibt es sogar sechs Skigebiete im Libanon und die höchste Anlage führt immerhin auf 2800 Meter Höhe. Übrigens kann man im Frühling, wenn die Berge noch schneebedeckt sind, am Morgen zum Skifahren gehen und dann schnell zur Küste fahren, die nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt liegt, und dann dort baden gehen. Auch nicht schlecht, oder?
Zwei Wasserhähne?
In einer libanesischen Küche findest du oftmals am Spülbecken zwei Wasserhähne. Warum denn das? Die Wasserqualität ist im Libanon unterschiedlich, und sie sinkt mittlerweile. So gibt es einen Wasserhahn, aus dem Wasser fürs Abwaschen läuft und einen Wasserhahn für das Wasser mit Trinkwasser. Dieses Trinkwasser gibt es allerdings nicht immer, deshalb füllen die Leute zu den Zeiten, in denen das Wasser fließt, dieses in Wasserflaschen ab.
Auch gibt es nicht immer und überall Strom im Libanon. Manchmal ja, manchmal nein. Neben dem Stromversorgungsnetz des Staates behelfen die Menschen sich manchmal mit eigenen Stromleitungen.